Region - Extern (ehem. röm. Provinz Noricum):
Municipium Claudium
Virunum
(Österreich: Land Kärnten; Bezirk Klagenfurt-Land; Marktgemeinde.: Maria Saal)
Geschichte:
Das antike Virunum liegt im Herzen von Kärnten auf dem Zollfeld und wurde als planmäßig angelegte Stadt mit einem verbauten Areal von mehr als 2 km² um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. als Nachfolgesiedlung der ursprünglich auf dem Magdalensberg gegründeteten Stätte gebaut. Virunum war Hauptstadt der römischen Provinz Noricum und verwaltete ein Territorium im Ausmaß von einem Drittel des heutigen österreichischen Staatsgebietes.
Die früheste Erwähnung findet sich bei Caius Plinius Secundus (*23/24; † 79 n.Chr.) in seinem Grundsatzwerk "Naturalis historae III 146: A tergo Carnorum et lapudum, qua se fert magnus Hister, Taetis jungutur Norici. Oppida eorum Virunum, Celeja, Teurnia, Aguntum, Juvavum, omnia Claudia, Flavum Solvense." Was soviel wie übersetzt heißt: "Im Rücken der Karner und Lapuden, wo der große Hister fließt, schließen sich an die Raeter, die Noriker an. Deren Städte Virunum, Celeja, Teurnia, Aguntum, Juvavum sind alle claudische (Munizipien), ein flavisches ist [die Stadt] von Solva". Daraus läßt sich ableiten, daß die Stadt unter Kaiser Claudius [Regierungszeit 24.Jan. 41 - 13.Okt. 54 n.Chr.] das munzipale Stadtrecht erhielt.
In seiner Regierungszeit wurde im Süden von Virunum, (beim heutigen Herzogstuhl) ein Meilenstein gesetzt, wie sie an den Rändern von römischen Straßen (viae) aufgestellt waren.Dieser Meilensteinbefindet sich heute im Lapidarium des Landesmuseums für Kärntenin Klagenfurt.
In den Jahren 69 - 168 n.Chr. also ca. 1 ganzes Jahrhundert, wurde diese Stadt durch eine entsprechende kaiserliche Provinzverwaltung geleitet, repräsentiert durch deren Obersten dem -procurator Augusti [oder Augustorum]. Von ca. 22 Prokuratoren [Datierung nach Winkler*] war u.a. einer der bekanntesten auch der in Raetien [Abodiacum/Epfach] geborene Verwalter - Claudius Paternus Clementianus -(um 125 n.Chr.).
In der Blütezeit des 2. Jahrhunderts bildete die Stadt das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Südostalpenraumes. Mitte des 2. Jhdt. ging dieser Friedensprozess durch die immer bedrohlichere Gefahr der anstürmenden germanischen und sarmatischen Stämmen zu Ende. Durch diesen Prozess erhielt Virunum eine militärische Neuordnung und damit auch eine Legion - (legio II Italica). Die Kanzlei des Statthalters siedelte nach Lauriacum über, die Finanzverwaltung verblieb aber in Virunum. Zu Beginn des 3.Jhdt. traten durch die germanische Wanderung der Alamannen die nächsten Gefahren an die Provinz heran. Zusätzliche äußere und innere Krisen erreichten unter Kaiser Gallienus (253-268) ihren Höhepunkt. Unter Kaiser Aurelian (270-275) wurde die Reichseinheit wiederhergestellt, in dieser Spätantike wurde Virunum wieder Verwaltungszentrum der Provinz. Unter Kaiser Diocletian (284-305), wurde Noricum in 2 Provinzen geteilt - dem nördlichen Teil - "noricum ripense (Ufernoricum)" und dem südlichen Teil - "noricum mediterraneum". Als an der Donau (Provinz - Raetia II) der Grenzschutz des Limes zusammenbrach, brachte dies das endgültige Ende für Virunum. Der Siedlung fehlte eine Wehranlage, weshalb Mitte des 5.Jhdt. in den Wirren der Völkerwanderungszeit Virunum aufgegeben wurde, der Verwaltungssitz wurde nach Teurnia (an dem heutigen Ort Spittal/Drau) verlegt.
Archäologische Entdeckungen:
Der erste der auf diesem Areal begann, Kärntens Kulturdenkmäler auszugraben und zu entdecken, war der landständische Sekretär - Dominikus Prunner (1654-1718). In seiner Freizeit widmete er viele Stunden der verschollenen Stadt auf dem Zollfeld, deren Name damals noch unbekannt war. Prunner nannte sie "Sala" in Übereinstimmung mit dem Ortsnamen Maria Saal. Nach ihm benannt wurde auch das "Prunner Kreuz", einer Kapelle die er erbauen ließ, in dem er die Wände mit Steinen der ehemaligen Römerstadt ausschmückte. Unter dem Grabstein zweier Knaben ließ er folgende Zeilen schreiben: "HIC LOCVS EST / UBI SALA STETIT / PENE-TRARE VISTOR", was soviel bedeutet wie: "Das ist die Stelle, wo Sala einst stand. Betritt sie, o Wanderer."
Mitte des 19.Jhdt. (1855-1856) wurden erstmals Grabungen u.a. an einem Bühnentheater getätigt, das zu den bislang einzig bekannten in Noricum zählt (heute jedoch noch tw. verschüttet). Weitere Grabungen fanden später zu Beginn des 20.Jhdt. (1909-1911) stadt. In den 40er Jahren des 20.Jhdt. folgten weitere Ausgrabungen im sogenannten "Bäderbezirk" statt, ein reichgeschmückter Mosaikboden wurde zutage gefördert, der heute im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt zu besichtigen ist.1999 bis dato förderten weitere Grabungen, u.a. bedeutende Kulturdenkmäler - ein Amphitheater zutage.
Der Stadtplan von Virunum ist durch archäologische Grabungen und Luftbildaufnahmen rekonstruierbar und zeigt ein rechtwinkeliges Straßensystem mit regelmäßigen Wohnhausanlagen (Insulae), ein zentrales Forum mit Kapitolstempel sowie weitere öffentliche Bauten wie das Bühnen- und Amphitheater. Bis heute weitgehend unverbaut, stellt das antike Stadtgebiet von Virunum eine bedeutende Quelle zur Geschichte des Landes Kärnten dar, die es noch in vielfältiger Hinsicht zu erschließen gilt.
Literaturquellen:
Links/Services zu:
Kulturgeschichte - Maria Saal/Kärnten: Webseite der Gemeinde Maria Saal/Kärnten
Abenteuer Archäologie - Virunum: Archäologische Grabungen in Österreich
Municipium Claudium Virunum Internetseite der Uni Klagenfurt